Pferde brauchen Gefühl, keinen Druck!
Stellen Sie sich vor, Sie hätten an Ihrem kurzen Anbindestrick einen Elefanten. Würden Sie ernsthaft versuchen, ihn durch körperliche Kraft am Weggehen hindern zu wollen? Wohl kaum. Zu groß und stark das Tier, zu klein und schwach der Mensch. Seltsamerweise denken beim Pferd die meisten Menschen anders: Hier wird am Strick gezogen was das Zeug hält. So als könnte ernsthaft die kleine Masse die große bewegen. Ein Pferd wiegt etwa das acht- bis zehnfache eines Menschen. Wer würde beim Seilziehen alleine gegen acht Gegner antreten wollen und ernsthaft glauben er hätte nur den Hauch einer Chance? Niemand. Mit Druck haben Sie weder bei Elefanten noch bei Pferden eine Chance. Das Tier lernt nur, wie schwach Sie in Wirklichkeit sind. Das Ergebnis fällt gerade im Frühjahr am deutlichsten auf: Pferde ziehen Ihre Menschen hinter sich her, wenn das saftige Gras lockt. Um körperlich noch eine Chance zu haben, setzen viele dann auf Führketten oder Gebisse, in der Hoffnung, der Schmerz würde das Pferd gefügig machen. Unterwerfung statt echte Partnerschaft. Denn die beruht nicht auf Druck sondern auf Gefühl. Dem Gefühl verstanden zu werden und den anderen zu verstehen. Das Pferd möchte zum Gras, denn sich langsam grasend fort zu bewegen liegt in seiner Natur. Der Mensch hat dagegen gute Gründe (oder sollte sie haben) nicht bei jedem Grashalm stehen zu bleiben. Vermittelt er dies dem Pferd durch Gefühl, wird das Pferd es verstehen können. Stellen Sie sich vor, Sie gehen mit einer Freundin zum Bahnhof. Die Zeit drängt, denn der Zug fährt in drei Minuten ab und sie haben noch ein paar hundert Meter. Keiner käme jetzt auf die Idee, vor dem Schaufenster eines Modegeschäftes die neu eingetroffene Frühjahrskollektion zu studieren. Vermitteln Sie Ihrem Pferd das Gefühl, es gäbe einen guten Grund, warum Sie weitergehen müssen oder warum sie gerade jetzt stehen bleiben möchten. Natürlich gibt es bestimmte Techniken, die sie dabei einsetzen können. Aber Technik ohne Gefühl ist wertlos. Aber eins ist sicher: Wenn Sie Druck einsetzen, gibt es zwei Möglichkeiten, die Ihr Pferd wählen wird. Das Ergebnis ist schleichend und tritt oft erst nach Jahren auf:
Ihr Pferd resigniert, wird immer in sich gekehrter und ignoriert Sie zusehends.
Ihr Pferd rebelliert und wird mit Ihnen kämpfen.
Beide Wege führen letztlich in die Sackgasse und sind ab einem gewissen Grad auch gefährlich. Und kein Pferd möchte diese Wege gehen, wenn es eine echte Alternative sieht. Pferde sind so großartige Lebewesen, die aufgrund ihrer natur alles tun werden, um mit uns in Harmonie zu leben. Wir müssen Ihnen nur eine Chance dazu geben.